Warum studieren eigentlich alle?

Interview mit Angelika Schwertner, Bundesagentur für Arbeit

Über 500.000 Studienanfängerinnen und -anfänger strömen jedes Jahr an die Hochschulen. Gleichzeitig ist die Zahl der Studienabbrüche seit Jahren gleichbleibend hoch und die Zahl derer, die eine klassische Berufsausbildung aufnehmen, sinkt. Woran liegt das? Was macht Studieren so attraktiv? Was sind die Vorteile? Kurzum: Warum studieren eigentlich alle?

Gründe für ein Studium

Forschungsdrang und Selbstverwirklichung

Es gibt zahlreiche Gründe, die für ein Studium sprechen. Bestimmte berufliche Ziele, wie Ärztin/Arzt, Lehrerin/Lehrer oder Juristin/Jurist, können beispielsweise ausschließlich über ein Studium erreicht werden. Neben diesen karrierespezifischen Faktoren gibt es jedoch noch weitere Gründe, ein Studium aufzunehmen. Dazu zählen „die Entwicklung intellektueller Fähigkeiten sowie ein gewisses wissenschaftliches Interesse und Forschungsdrang“, wie Angelika Schwertner von der Bundesagentur für Arbeit erklärt. Immerhin stammt das Wort Studium ursprünglich vom lateinischen Wort studere ab, was übersetzt so viel wie „streben, sich bemühen“ bedeutet. Im Studium bietet sich die Möglichkeit, sich mit einem Thema, einem Fach, einer Disziplin intensiv zu beschäftigen und auf diese zu spezialisieren. Wer gerne forscht und wissbegierig ist, ist mit einem Studium daher gut beraten. Das wissenschaftliche Lernen hat also weniger Zwänge als beispielsweise eine Berufsausbildung, mit einem festen Ausbildungsplan und dem Besuch der Berufsschule. Genau diese Freiheit macht für viele den besonderen Reiz des Studierens aus. Bachelor- und Masterstudiengänge setzen aber durchaus zielstrebiges Arbeiten voraus, um den Abschluss in der dafür vorgesehenen Zeit zu erlangen. Während des Studiums werden zudem, neben fachspezifischen Kenntnissen, ein breites Allgemeinwissen und sogenannte Soft Skills vermittelt. Dank Praktika und Nebenjobs, für die auch während des Studiums bei guter Planung genügend Zeit bleibt, kann in verschiedene Jobs reingeschnuppert und können erste Erfahrungen gesammelt werden. Studierende erhalten also das nötige Know-how, um für verschiedene Aufgaben gewappnet zu sein. Selbstverwirklichung ist hier das Stichwort. Besonderes Schmankerl: Auch ein Studium im Ausland oder ein Studium hierzulande auf Englisch sind möglich, wodurch eine internationale Karriere angebahnt werden kann.

Berufsaussichten und Gehalt

Ein zu erwartender höherer Verdienst, bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt sowie ein geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko sind laut Angelika Schwertner weitere Gründe dafür, warum es junge Menschen häufig in ein Studium zieht. „Der Arbeitsmarkt für Akademikerinnen und Akademiker entwickelt sich weiter positiv. Natürlich gibt es Unterschiede in Bezug auf den Bedarf zwischen den einzelnen Berufsfeldern und -gruppen. Deshalb sollte man sich vor der Entscheidung für ein bestimmtes Berufsfeld gut über den jeweiligen Arbeitsmarkt und die Verdienstchancen informieren. Generell bieten sich jungen Hochschulabsolventinnen und -absolventen jedoch gute Chancen für einen erfolgreichen Start ins Erwerbsleben,“ so Frau Schwertner. Auch das oftmals gute Einstiegsgehalt nach dem Abschluss spielt bei der Aufnahme eines Studiums eine Rolle: „Überdurchschnittliche Gehälter werden zum Beispiel häufig in Ingenieurberufen oder in Wirtschafts- und Managementberufen erzielt.“ Beschäftigungsort, Betriebsgröße sowie die Berufserfahrung der Bewerberinnen und Bewerber führen allerdings zu teilweise großen Unterschieden in den verschiedenen Branchen.

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Akademisierungswahn?

Der Philosophie-Professor Julian Nida-Rümelin beschäftigt sich in seinem Buch „Akademisierungswahn“ mit den Ursachen, die zu den steigenden Studierendenzahlen führten. Dazu zählt unter anderem die geringere gesellschaftliche Anerkennung nicht-akademischer Berufe. In einem Interview mit der Zeit vertritt er die Ansicht, dass es zu viele Studentinnen und Studenten gibt, die nicht zum wissenschaftlichen Arbeiten geeignet und darauf vorbereitet sind. In seinen Augen studieren viele nur halbherzig und nicht aus wissenschaftlichem Interesse, sondern lediglich, um sich mit einem Titel schmücken zu können und bessere Berufsaussichten zu haben. Zudem stiegen hierdurch die Ausstiegs- und Durchfallquoten, da ihre Qualifikationen für ein Studium oftmals nicht ausreichen würden. Doch, wie finde ich heraus, ob ich für ein Studium geeignet bin? Und wie sieht es auf dem Arbeitsmarkt für Akademikerinnen und Akademiker zukünftig aus?

Berufswahl?

„Die künftige Nachfrage nach Akademikerinnen und Akademikern ist nicht seriös zu beantworten. Faktoren wie fortschreitende Digitalisierung und dadurch bedingte Veränderungen, neue technologische Entwicklungen, wirtschaftliche und politische Krisen sind nicht vorhersehbar und beeinflussen die Entwicklung des Arbeitsmarktes,“ so Angelika Schwertner. „Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang eine noch bessere Berufliche Orientierung an den Schulen, speziell an Gymnasien bzw. in der Sekundarstufe II. Hier können die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass neben einem Studium auch eine Ausbildung keine Sackgasse in Bezug auf berufliche Aufstiegschancen und Weiterbildungsmöglichkeiten darstellt.“

Fazit

Tatsache ist: Die spätere Karriere nimmt einen immer wichtigeren Faktor bei der Berufswahl ein. Jedoch sollten persönliche Stärken, Interessen und Talente nicht unbeachtet bleiben. Viel wichtiger ist es, dass du dich mit dem, was du machst, persönlich identifizieren kannst. Ist dein gewählter Studiengang genau das, was du dir für die Zukunft vorstellst? Passt er zu dir und deinen Wünschen? Bringt er dich auf den richtigen Lebensweg und bereitet dich auf das Berufsfeld vor, das dich interessiert? Oder kannst du deine Träume vielleicht besser über eine Ausbildung verwirklichen? Wäre vielleicht eine Kombination aus Studium und Ausbildung in Form eines dualen Studiums die richtige Wahl? Um diese Fragen beantworten zu können, bedarf es einiger Zeit, viel Recherche und Unterstützung. Die Berufsberaterinnen und Berater für akademische Berufe der Bundesagentur für Arbeit bieten hierzu beispielsweise ein qualifiziertes Beratungsangebot. Sie setzen sich gemeinsam mit dir mit Fragen zu deiner Studien- und Berufswahl auseinander. Dabei stehen deine Interessen, Stärken und Wünsche im Vordergrund. Des Weiteren sind Messen, Tage der offenen Tür und Studienwahlportale gute Anlaufstellen, um relevante Informationen zum Thema Studien- und Berufswahl zu finden. Studienwahltests liefern darüber hinaus erste Anhaltspunkte, welche Studienfächer einem liegen und in Frage kommen könnten.

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